Neue (Un-)Sicherheiten im zivilen Luftverkehr

Das Teilprojekt beschäftigt sich mit den Strukturen und soziokulturellen Differenzen bei der Organisation, Wahrnehmung und Beurteilung von Sicherheitsmaßnahmen im Bereich der security im Luftverkehr. Die untersuchungsleitende These lautet: Wie Security im Luftverkehr strukturiert, wahrgenommen und bewertet wird, variiert mit der jeweiligen „Sicherheitskultur“. Konkret werden am Beispiel eines deutschen Großflughafens zwei Gegenstandsbereiche untersucht :

  1. Zum einen das System der Personen-, Gepäck- und Grenzkontrolle, das es in seiner Struktur und Entwicklung möglichst detailliert zu beschreiben gilt.
  2. Zum anderen die Produktion und Verwendung aller personenrelevanten Daten von der Buchung bis zum Verlassen des Flughafens.

Bei der Bearbeitung dieser beiden Themenfelder interessieren drei Perspektiven:

(a) Zum einen geht es um die Rekonstruktion der organisatorischen Aspekte der Security (einschließlich der rechtlichen Rahmenbedingungen).

(b) Die zweite Ebene betrifft die (individuelle) Wahrnehmung der Maßnahmen, die es in ihrem jeweiligen kulturellen, situativen und personalen Kontext zu sehen gilt. Denn wie die Security perzipiert und beurteilt wird, hängt nicht nur vom soziokulturellen Hintergrund der Beteiligten ab (=kultureller Kontext), sondern ebenso von ihren individuellen Vorlieben (= personaler Kontext) und den jeweiligen lokalen Rahmenbedingungen, wie sie etwa durch die Flughafenarchitektur gegeben sind (=situativer Kontext) .

(c) Als dritte Ebene interessieren uns die (öffentlichen) Diskurse zur Flugsicherheit, die sich von den Sicherheitsdiskursen beim Individual- und Schienenverkehr erheblich unterscheiden. In einzelnen Fallstudien sollen neben dem politischen der (immer wichtiger werdende) mediale und der fachöffentliche Diskurs analysiert werden, die sich keineswegs immer parallel entwickeln.

Organisation, Wahrnehmung und Diskurs von Security stellen sich selbst unterschiedlich dar, je nachdem ob sie aus der Perspektive (a) der Passagiere, (b) der Mitarbeiter und Experten oder (c) aus der Perspektive des Publikums betrachtet werden. Jenseits der deskriptiven Bestandsaufnahme der jeweiligen Sicherheitsmaßnahmen (=organisatorische Aspekte der Security) beschäftigt sich die Untersuchung mit allen drei Gruppen von „Sicherheitsbetroffenen“:

(a) Erstens werden Interviews mit verschiedenen Passagiergruppen vom Urlaubsflieger bis zum Vielflieger durchgeführt, sowie ergänzende Interviews mit „Nicht-Passagieren“, d.h. mit Personen, die wegen der veränderten Security auf Flugreisen verzichten.

(b) Zweitens sind Befragungen von Flughafenmitarbeitern sowie externen Experten und Gegenexperten vorgesehen, um so die Struktur und Bandbreite des fachöffentlichten Diskurses dokumentieren zu können.

(c) Sofern der öffentliche Diskurs jenseits der Fachöffentlichkeit sehr stark durch die Medien bestimmt wird, werden schließlich Fallstudien zur Thematisierung der Luftsicherheit in Printmedien und/oder digitalen Medien durchgeführt.

Ziel der verschiedenen Analyseschritte ist es, den sozialen Deutungsprozess von Sicherheit/Unsicherheit nachzuzeichnen und die unterschiedlichen (nationalen, regionalen, sozialen und/oder professionellen) Sicherheitskulturen zu identifizieren, um so den komplexen und dynamischen Konstitutionsprozess der individuellen und kollektiven Akzeptanzbildung zu begreifen, der bestimmt, was im Einzelfall Sicherheit von Unsicherheit unterscheidet, d.h. welche sozialen Güter für sichernswert, sicherungsfähig und möglicherweise bedroht erachtet werden.

 

Publikationen des Teilprojekts

  • Bug, Mathias/Enskat, Sebastian/Fischer, Susanne/ Klüfers, Philipp/ Röllgen, Jasmin/ Wagner, Katrin: Strategien gegen die Unsicherheit. Europäische Sicherheitsmaßnahmen nach 9/11, in: Die Friedens-Warte, 86:3-4, 2011, S. 53-83.
  • Wagner, Katrin/Bonß, Wolfgang/Fischer, Susanne/Masala, Carlo: Vor Prothesenträgern wird gewarnt, in: Security Insight. 6/2011, S. 31-33.
  • Bonß, W./ Wagner. K.: Risiken und symbolische Politik: Anmerkungen zu einem Konzept und seiner Bedeutung für die Luftsicherheit . In: Gerhold, L. & Schiller, J. (Hrsg.) (2012). Perspektiven der Sicherheitsforschung. Beiträge aus dem Forschungsforum Öffentliche Sicherheit. Berlin: Lang Verlag.

 

Vorträge

  • Katrin Wagner – “Vom Werkzeug zum Täter? Mediale Aspekte zu Passagierdifferenzierung und Profiling in Deutschland.” Vortrag zur 3. Sira Conference Series “Risikobasiert vs. One Size Fits All”, Oestrich-Winkel, 16.05.2012.
  • Prof. Bonß/ Katrin Wagner – “Sicherheit im öffentlichen Raum”. Fachvortrag am 09. Mai auf dem VfS-Kongress “Mit der Sicherheitsbranche im konstruktiven Dialog”, Leipzig, 09.05.2012.
  • Prof. Dr. Wolfgang Bonß – „Symbolische Politik: Anmerkungen zu einem Konzept und seiner Bedeutung für die Luftsicherheit“ Input für den “Gesprächskreis (Un-)Sicherheit. Zum Verhältnis von Sicherheit und symbolischer Politik”. 04.11.2011 in Neubiberg
  • Vortrag von Katrin Wagner (Teilprojekt Soziologie) zum Thema “(Un-)Sicherheit im zivilen Luftverkehr” im Rahmen eines WIIS-Talk organisiert von WIIS (Women In International Security Deutschland e.V.) in Kooperation mit dem BayernForum der FES.
  • Katrin Wagner – „Vorratsdatenspeicherung im zivilen Luftverkehr: Symbolische Politik?“ “Gesprächskreis (Un-)Sicherheit. Zum Verhältnis von Sicherheit und symbolischer Politik”. 04.11.2011 in Neubiberg.

 

Workshops

  • “Gesprächskreis (Un-)Sicherheit. Zum Verhältnis von Sicherheit und symbolischer Politik”. 04.11.2011 in Neubiberg.

Konferenzen

  •  Katrin Wagner – Gemeinsame Frühjahrstagung der Sektion „Wissenschafts- und Technikforschung“ der DGS, des Arbeitskreises „Politik, Wissenschaft und Technik“ der DVPW und der TU Hamburg-Harburg, Arbeitsgruppe Arbeit – Gender – Technik am 23./24. März in Hamburg. “(Un-)Sicherheit, (Bio-)Macht und (Cyber-)Kämpfe: Kritische Theorieperspektiven auf Technologien als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung”.
  • Katrin Wagner – Workshop der Projektpartner Anthropologie am 15./16. März in Hamburg. “Sicherheitsforschung und Kulturwissenschaften – wie geht das?”.
  • Katrin Wagner – 4. Luftsicherheitstage in Potsdam am 07./08. Februar 2012. “Zukünftige Luftsicherheitsanforderungen in der Fluggast- und Frachtkontrolle”.

 

Ansprechpartner:

Dipl.Soz.-tech. Katrin Wagner
Institut für Soziologie und Volkswirtschaftslehre
Professur für Allgemeine Soziologie
Universität der Bundeswehr München
Werner-Heisenberg-Weg 39
85577 Neubiberg
Tel.: +49 89 6004 – 2408
Fax: +49 89 6004 – 3118
Email: katrin.wagner@unibw.de
 
 
 

Projektleitung:

Prof. Dr. Wolfgang Bonß
Institut für Soziologie und Volkswirtschaftslehre
Professur für Allgemeine Soziologie
Universität der Bundeswehr München
Werner-Heisenberg-Weg 39
85577 Neubiberg
Tel.: +49 89 6004 – 2047
Fax: +49 89 6004 – 3138
Email: wolfgang.bonss@unibw.de
Web: http://www.unibw.de/soziologie/personen/leitung
Homepage: http://www.unibw.de/soziologie/front-page

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